Namibia Travel
info
namibia

Sprache auswählen

Full 1
Full 1
Full 1
Full 1
Full 1
previous arrow
next arrow

Sternenbeobachtung in Namibia

Nachthimmel in NamibiaWandernde Sterne
© IAS Observatory Hakos

Sterne kann man überall auf der Welt sehen, warum dann ausgerechnet in Namibia? Kenner werden ob dieser Frage verwundert den Kopf schütteln, der Laie ist aber erstmal ratlos und weiß nicht, warum es zahlreiche Amateur-Astronomen immer wieder nach Namibia zur Beobachtung und Erforschung des Sternhimmels zieht.

Das hat einen einfachen Grund: Bedingt durch die geringe Bevölkerungsdichte, die sehr geringe Luftverschmutzung und vor allen durch die äußerst geringe Lichtverschmutzung bieten sich in Namibia ideale Bedingungen zur Beobachtung des südlichen Sternenhimmels. Eine der besten Beobachtungsmöglichkeiten ist der Gamsberg, der größte Tafelberg Namibias, mit einem bis 2,5 km langem und 800 m breitem Plateau. Dieser zählt auch heute noch zu den weltweit drei besten Beobachtungsstandorten des Sternenhimmels für die südliche Halbkugel. Geografisch gesehen ist der Gamsberg die höchste Erhebung der Randstufe in Nord-Südrichtung zwischen dem Hochland und der Namib. In ca. 135 km Entfernung von der Hauptstadt Windhoek gelegen und in unmittelbarer Nachbarschaft der Hakosberge kann man hier bis 220 astronomisch nutzbare Nächte mit extrem geringer Luftunruhe nutzen.

Das hat auch das Max Planck-Institut für Astronomie (MPIA) erkannt, welches Ende der 60-er Jahre gegründet wurde. Dieses beabsichtigte, auf der Südhalbkugel ein großes Teleskop zu installieren. Expeditionen des MPIA nach Südwestafrika, dem heutigen Namibia, hatten ergeben, dass der Gamsberg für die Sternenbeobachtung ideale Voraussetzungen mitbringt. So wurde in den 70-er Jahren das Gamsbergplateau dem Besitzer, einem Farmer, vom MPIA für 12000 DM abgekauft. Zur Durchführung von Testmessungen wurde unter großen Anstrengungen eine kleine Beobachtungsstation mit einem 50 cm-Teleskop und einigen Baracken errichtet, deren Ergebnisse alle Erwartungen übertrafen. Daraufhin beschloss das MPIA, hier ein 2,2 m-Teleskop für die Beobachtung des Sternenhimmels der südlichen Halbkugel aufzubauen.

Sternenzug um den Südpol © IAS Observatory HakosSternenzug um den Südpol
© IAS Observatory Hakos

Leider ist dieses Projekt nicht verwirklicht worden. Ein erster wesentlicher Grund war die politische Lage des Landes, welches damals noch von Südafrika mit seiner Rassentrennungspolitik verwaltet wurde. Die Bundesrepublik Deutschland äußerte Bedenken gegen die Errichtung eines Teleskops auf dem Gamsberg. Es gab, ausgehend von den Beschlüssen der UN, Bedenken, dass die Errichtung eines großen Teleskops und dessen internationale Bedeutung eine Anerkennung des südafrikanischen Regimes bedeutet hätte. Erst im Jahr 1990 wurde das heutige Namibia von Südafrika politisch unabhängig.

Der zweite Grund war die fehlende Infrastruktur. Es gab keinen Zugang zum Bergplateau, die ersten Einrichtungen mussten mühsam zu Fuß heraufgeschafft werden, bis später eine kleine Serpentinenstraße angelegt wurde, deren Befahrung aber abenteuerlich ist. Auch gab es weder Wasser noch Strom auf dem Plateau.

So war die Realisierung dieses Projektes vor allem aus politischen Gründen nicht durchführbar, das 2,2 m-Teleskop wurde bei der Europäischen Südsternwarte (ESO) in La Silla in Chile aufgebaut.

Zodiakallicht und die Internationale Amateur Sternwarte © IAS Observatory Hakos Zodiakallicht und die Internationale Amateur Sternwarte
© IAS Observatory Hakos

Seitens der Max-Planck-Gesellschaft wurde der Standort Gamsberg jedoch nicht aufgegeben. So gab es ab 1992 Pläne zur Verwirklichung eines 4 m-Teleskops auf dem Gamsberg. Dieses Vorhaben sollte in Zusammenarbeit und Finanzierung unter der Leitung von Südafrika mit Namibia und Deutschland realisiert werden. Die Schaffung einer Infrastruktur, also der Bau einer sicheren Zufahrt auf den Gamsberg sowie die Wasser- und Stromversorgung waren inbegriffen. Leider gab es Seitens des südafrikanischen Partners im Jahr 1996 eine Absage, dass sich die Regierung in Pretoria nicht am Projekt des Internationalen Gamsberg-Observatoriums (IGO)  beteiligen wird. So war auch dieses Vorhaben gescheitert.

Stattdessen wurden Pläne zur Errichtung des sog. Very- Large- Teleskops (VLT) mit 4 Stück 8,2 m-Spiegeln auf dem Paranal in der chilenischen Atacama-Wüste verwirklicht. So war der Plan des MPIA, auf dem Gamsberg eine Großsternwarte zu errichten, zum zweiten Mal gescheitert. Da es in Chile nun genug leistungsfähige Teleskope gab, entfiel auch die Notwendigkeit, auf dem Gamsberg und damit auf der südlichen Halbkugel eine weitere Großsternwarte aufzubauen.

Internationale Amateursternwarte auf dem Gamsberg

Die Internationale Amateur-Sternwarte auf der Hakos Gästefarm mit dem Gamsberg im Hintergrund © IAS Observatory HakosDie Internationale Amateur-Sternwarte auf der Hakos Gästefarm mit dem Gamsberg im Hintergrund
© IAS Observatory Hakos

Aufgrund der hervorragenden Standortbedingungen auf dem Gamsbergplateau wurde vom MPIA beschlossen, diesen Standort für Amateurastronomen zugänglich zu machen und ihn nicht aufzugeben. Dazu wurde Ende der neunziger Jahre ein Verein gegründet, die Internationale Amateursternwarte IAS. Diese übernahm die Nutzungsrechte von der MPIA, setzte die Gebäude für Beobachtung und Unterkunft instand und verbesserte die Infrastruktur durch Optimierung der Wasser- und Stromversorgung. Die kleine Zufahrtsstraße auf das Plateau ist aber nur mit geschulten Fahrern und Allradfahrzeugen zu bewältigen.

Durch große Initiativen einiger IAS-Mitglieder wurde auf dem Gamsberg ein neues Observatorium errichtet, welches durch seine Bestückung z.B. mit einem 70 cm-Teleskop für Beobachtung und Fotografie für Hobbyastronomen internationale Bedeutung hat. Details der technischen Ausstattung kann man bei http://www.ias-observatory.org nachlesen.

Hakos Gästefarm

Hakos Sky Watcher TeleskopHakos Sky Watcher Teleskop

Die IAS unterhält noch ein weiteres Observatorium: In Sichtweite des Gamsberges, ca. 20 km entfernt, befindet sich die Gästefarm Hakos, die neben Übernachtungen weitere Beobachtungsmöglichkeiten bietet: http://www.hakos-astrofarm.com/

Die Gästefarm Hakos wird von Walter Straube geleitet, welcher, 1937 in Windhoek geboren, zunächst die Farm Hohenheim betrieb und 1984 die Nachbarfarm Hakos zukaufte. Straube baute in Eigenregie  Hakos zu einer Gästefarm aus und eröffnete diese im Jahr 1998. Die Gästefarm liegt an den Hakosbergen, die eine Höhe bis 2000 m erreichen, an der C26 von Windhoek nach Walfish Bay. Neben dem eigentlichen Zweck von komfortablen Übernachtungen gibt es hier die Möglichkeiten für anspruchsvolle Hobbyastronomie. Walter Straube arbeitete einige Jahre für das MPIA auf dem Gamsberg und hat sich hier bestimmt mit dem Sternenvirus infiziert. Auf Hakos befinden sich zwei Stenwarten, die Vehrenberg-Sternwarte und die neue Sternwarte. Für vom Besucher mitgebrachte Beobachtungsinstrumente sind Montierungen für die Aufstellung der Geräte vorhanden.Technische Einzelheiten zur Bestückung siehe o.g. Webseite. Auch der Nichtastronom findet auf Hakos komfortable Unterkunft und vielfältige Möglichkeiten zum Kennenlernen des Gebirges und der Pflanzen- und Tierwelt. Vor allem für astronomische Laien wurde auf Hakos ein sog. Planetenweg errichtet, welcher den Besucher an die Geheimnisse des Universums heranführen soll. Touren auf den Gamsberg werden ebenfalls angeboten.

Der Reisende, ob nun Astronom oder nicht, wird vom Sternenhimmel über Namibia fasziniert sein. Nicht nur auf dem Gamsberg, sondern auf einigen Gästefarmen ist eine professionelle Sternenbeobachtung und -Fotographie möglich.  Dabei fällt auch dem Laien die unvergleichliche Sternenpracht gegenüber dem nördlichen Sternenhimmel auf. In dem tiefschwarzen Himmel strahlt die Milchstraße in Namibia beispielsweise so hell, dass diese Schatten wirft. Man glaubt, mitten in dieser zu stehen. Viele Sternenbilder, Nebel und Galaxien kann man nur am südlichen Sternenhimmel sehen.

Aber alle Beschreibungen, Kommentare und Bilder können eines nicht ersetzen: man muss dieses alles selbst erleben.

Galerie

Alle Bilder wurden auf der Internationalen Amateur-Sternwarte (IAS) aufgenommen. © IAS Hakos

Info-Namibia Cookie